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Johann Prickartz & NN

Johann PRICKARTZ

 

Vorname NAME

Eltern:

Johann Maria PRICKARTZ & Josefine RAUMANN
 

 

Eltern:

 

geboren / getauft:

* 26.05.1901 in Aachen
~ (kath) / seit 1935 "freikirchlich eingestellt"; 1939 aber noch röm.-kath., da zu diesem Zeitpunkt noch nicht offiziell aus der Kirche ausgetreten; ohne Konfession
 

 

geboren / getauft:



 

Wohnort(e) chronologisch bis zur Heirat:
(sh. Eltern)
 

 

Wohnort(e) chronologisch bis zur Heirat:
(sh. Eltern)
 

Schulbildung:

1907 - 1915 Volksschule Aachen
 

   
Beruf(e):

15.07.1926 - 30.04.1936: Steuersachbearbeiter beim Katasteramt Geilenkirchen
01.05.1936 - 31.03.1937: Steuersachbearbeiter beim Katasteramt Jülich
01.04.1937 - 31.12.1937: Steuersachbearbeiter beim Katasteramt Belzig (Mark)
01.01.1938 - 30.06.1939: Steuersachbearbeiter beim Katasteramt Rathenow (Havel)
seit 15.07.1939 - ?: Büroangestellter beim Eschweiler Bergwerksverein, Hauptverwaltung, Kohlscheid
Bergwerksangestellter 

  Beruf(e):

 

Personenbeschreibung;

1,65 m, 64 kg, Haarfarbe dunkelblond und grau meliert, Augenfarbe grau-blau, eine kaum auffallende Schnittverletzung an der Unterlippe [*]
 

   
Sonstiges:

wurde Anfang 1937 in Jülich ausgemustert; brauchte also nicht zum Militärdienst; seit November 1937 Mitglied der NSDAP, Mitgliedsbeiträge musste er rückwirkend ab 01.05.37 bezahlen; mit Einreihungsbescheid vom 01.09.1947 wird er in die Entnazifizierungskathegorie IV - ohne Vermögenssperre eingestuft.
 

   
  Fotos
 
Tod:

+ 05.10.1967 in Aachen
 

  Tod:

Heirat standesamtlich:

Ort/Standesamt/Urkunde: 
Datum: 1949 (? vermutl. ein Schreibfehler)
Trauzeugen: 

Kinder dieser Ehe:

Aus dieser Ehe ging eine Tochter hervor. 

weitere Familiendaten:

Weitere Informationen zur Familie liegen vor, werden aber aus Personenschutzgründen nicht bekannt gegeben. Beispielhaft für viele Schicksale werden an dieser Stelle der Inhalt seiner Rechtfertigung vor dem Entnazifizierungsausschuss und seiner beigebrachten "Persilscheine" wiedergegeben. Vielleicht können diese Schilderungen ein klein wenig dabei helfen, zu verstehen, warum so viele nach 1933 Mitglieder dieser furchtbaren Partei wurden. Es stand oftmals die Familienexistenz auf dem Spiel. Johann Prickartz gehörte sicher nicht zu den (Todes-)Mutigen der Nation, die aktiven Widerstand leisteten. Dennoch hat er und seine Familie für sein passives Verhalten einige Repressalien in Kauf nehmen müssen. 

 

Anlagebogen zum Fragebogen der Militärregierung

Das Dienstverhältnis beim Katasteramt in Geilenkirchen wurde mir nach fast 10-jähriger Tätigkeit zum 31.03.1936 gekündigt. Der schriftlichen Kündigung gingen wiederholt mündliche Verwarnungen voraus. Wie mir mündlich erklärt wurde, war bei der Kündigung ausschließlich meine politische Gesamthaltung maßgebend, wobei insbesondere folgende 3 Tatsachen entscheidend waren.

  • Am 01.06.1933 war ich der einzige auf dem Katasteramt in Geilenkirchen Beschäftigte, der nicht Mitglied oder Anwärter der NSDAP oder einer ihrer Gliederungen war.

  • Ich bearbeitete Steuerangelegenheiten für Juden.

  • Ich bin noch nach dem 01.06.1933 zu einem Juden ins Haus gezogen (Gottschalk, Geilenkirchen Sittarderstraße 240). Das Haus wurde von der jüdischen Eigentümerin und ihrer erwachsenen Tochter sowie von mir und meiner Familie bewohnt.

Zu Punkt 2 und 3 verweise ich insbesondere auf die Zeugenaussage von Frau Thea Schmidt, Geilenkirchen, Hindenburgstraße 70 und die Zeugenaussage von Frau Lataster aus Geilenkirchen. Beide Zeugenaussagen liegen dem Hauptausschuß bereits vor.
Wie mir der damalige Katasterdezernent (Regierungs- und Steuerrat Kaune) außerdem mündlich mitteilte, war ich nach Auffassung seiner Anstellungsbehörde (Regierung Aachen) für eine behördliche Tätigkeit im Kreise Geilenkirchen-Heinsberg nicht mehr tragbar. Dieser Stellungnahme lag ein politisches Zeugnis des damaligen Kreisleiters von Geilenkirchen-Heinsberg (Volm) zu Grunde.

Auf meine wiederholten Einsprüche gegen die schriftlich unbegründete Kündigung wurde ich zum Katasteramt in Jülich geschickt. Um mir die Aufnahme meiner Tätigkeit zu erschweren oder gar unmöglich zu machen, wurde der Dienstantritt in Jülich als Neueinstellung hingestellt, so dass ich die Umzugskosten selbst zu tragen hatte. Als ich trotzdem meinen Dienst in Jülich antrat und meine Familie bereits umgesiedelt war, erfolgte als nächster Schlag - (nach etwa 1/2 Jahr) meine Versetzung nach Belzig in der Mark Brandenburg (Reg. Bezirk Potsdam), weil laut schriftlicher Mitteilung des Reg.-Präsidenten vom 22.1.37 der Preuss. Finanzminister Bedenken gegen meine Belassung im Reg.-Bezirk Aachen hatte. Trotzdem ich den klimatischen Verhältnissen in Belzig ausweislich verschiedener amtsärztlicher Gutachten gesundheitlich nicht gewachsen war, sah der Reg.-Präs. in Potsdam sich nicht veranlasst, mich in eine klimatisch günstigere Gegend zu bringen. Es scheint vielmehr so, dass die Behörde, nachdem sie meine klimatischen Umstellungsschwierigkeiten erkannt hatte, diese bewusst vergrößerte, indem sie mich in eine noch ungesundere Gegend, nach Rathenow an der Havel, versetzte. Alle fach- und amtsärztlichen Gutachten und mein beständiges begründetes Krankfeiern konnte auch hier - offenbar auf höhere Anweisung hin - die Regierung nicht bewegen, mich in eine meiner Gesundheit zuträgliche Gegend zu versetzten. Das durch meine politische Einstellung hervorgerufene Spannungsverhältnis zu meiner Anstellungsbehörde spitzte sich so zu, daß es zuletzt im Verein mit meinen gesundheitlichen Schädigungen zu einem völligen Nervenzusammenbruch führte. Diesen Krankheitszustand nutzte der Minister aus, mir das Dienstverhältnis zu kündigen und mir die Umzugskosten nach Aachen zu verweigern.
Nachdem ich so wegen meiner politischen Einstellung mit meiner Familie durch Deutschland gejagt worden war kam ich schwer krank und völlig mittellos kurz vor Ausbruch des Krieges nach Aachen zurück. Der behördlichen Aufforderung und der Aufforderung der NSDAP im September 1944 meinen Wohnort zu verlassen, habe ich mich erfolgreich widersetzt, und wie die bereits dort vorliegenden Zeugenaussagen beweisen, auch meine Nachbarn und Bekannte dazu geraten und ihnen dabei geholfen. Ich verweise insbesondere auf die Zeugenaussagen von Herrn und Frau Kichenbaum und von Frau Sofie Ihnen (alle aus Kohlscheid), die bescheinigen, daß ich blutig geschlagen wurde, als ich ihnen behilflich war, sich der Zwangsevakuierung durch die Polizei tätlich zu widersetzen.

Wie mir mündlich mitgeteilt wurde, verfiel mein erster Antrag der Ablehnung, weil für die von mir beantragte Tätigkeit als Steuerhelfer damals kein Bedarf mehr bestand.

Laurensberg, den 22. Juli 1947

Johann Prickartz

Wohnorte:

Laurensberg, Roermonderstraße 160 (1946-)


Quellen:

  1.  
  2. Entnazifizierungsakte im HSA Düsseldorf NW 1080 Nr. 2827 aus 1946.
  3.  

Bearbeitungsstand vom: 06.10.2004

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